Zyklus

Selbstversuch: Pille absetzen - meine Erfahrung

Wie es dazu kam, dass ich die Pille abgesetzt habe und wie sich diese Erfahrung die letzten vier Jahre bei mir ausgewirkt hat

4 Minuten

In diesem Artikel erzähle ich dir wie es dazu kam, dass ich die Pille abgesetzt habe und wie sich diese Entscheidung über die letzten vier Jahre bei mir ausgewirkt hat.

Mir wurde mit 14 Jahren die Pille verschrieben, da ich unreine Haut hatte. Laut meiner Frauenärztin war das die einfachste und schnellste Lösung für bessere Haut. Das Letzte, was ich als Pubertierende wollte, war mit meiner unschönen Haut aufzufallen. Ich habe sehr darunter gelitten und mich geschämt. Deshalb habe ich kein bisschen hinterfragt, ob ich für die Pille nicht zu jung bin oder wie sie sich generell auf den Körper auswirkt. Zu den Nebenwirkungen der Pille gibt es HIER eine Übersicht.

Heute bin ich besser informiert und weiß wie unglaublich komplex und bis aufs Kleinste eingespielt unser natürliches Hormonsystem ist und wie fatal es ist dort einzugreifen.

Warum ich die Pille abgesetzt habe

Mit 28 Jahren entschied ich ziemlich spontan die Pille abzusetzen. Mittlerweile hatte ich sie ganze 14 Jahre eingenommen. Die letzten ca. 8 Jahre nahm ich eine Minipille, bei der man keine Pause machen musste. Ich hatte also nicht mal eine künstliche Blutung und ständig Zweifel, ob das nicht schädlich und unnormal ist. Meine Frauenärztin versicherte mir jedes Mal, dass das völlig ok ist aber mein schlechtes Bauchgefühl war stärker.

Bestärkt durch die gleiche Entscheidung von Freundinnen nahm ich die letzte Pillenpackung zu Ende und hatte Angst vor den Folgen. Ich wollte nicht wieder unreine Haut haben! Ehrlich gesagt machte ich mir vor allem Sorgen um mein Aussehen und nicht darum, wie sehr die Umstellung meinen ganzen Körper belastet. Ich habe mich nicht mal darüber informiert, wie ich meinen Körper unterstützen kann.

Die Auswirkungen in der Timeline

1. Jahr

Monat 1-6: Direkt einen Monat nach dem Absetzen habe ich meine Periode bekommen. Super, dachte ich. Alles wieder normal! Dann hatte ich sie 4 Monate gar nicht – auch gut.

Ich war die ersten Monate nach dem Absetzen ständig krank und hatte 2 Mandelentzündungen hintereinander, die sich lange hinzogen. Ich war schwach und habe mich nicht wohl gefühlt.

Nach ca. einem Monat fühlte ich allerdings meine Intuition wieder klarer und mir wurde bewusst, dass mein Leben sich komplett ändern soll.

Monat 7-12: Meine Periode kam sehr unregelmäßig, ca. alle 3 Monate.

Meine Haut wurde unreiner und ich habe immer mehr geschlossene Mitesser bekommen, die die Haut uneben gemacht haben.

2. Jahr:

Monat 13- 18: Mittlerweile hatte ich Job und Wohnung gekündigt und bin One Way nach Neuseeland geflogen. Mir kam es gelegen, dass meine Periode oft ausblieb. Ich hatte aber extreme Neurodermitis an den Augen und jeden Tag Allergiesymptome. Das habe ich allerdings nicht auf meine Hormone oder ein tieferes Problem in meinem Körper bezogen. Ich dachte es wäre Heuschnupfen...

Monat 19-24: Die Akne mit tiefen Entzündungen ging los. Erst dann – als das Problem von außen sichtbar war – fing ich an mir Gedanken um meinen Zyklus zu machen. Eigentlich hätte er sich schon längst eingependelt haben sollen – das Gegenteil war der Fall.

Ich fing erstmal nur an meine Hautpflege zu ändern.

3. Jahr:

Monat 25- 30: Mir wurde bewusst, dass ich wahrscheinlich mehr ändern muss als meine Creme. Mist! Ich fing an mich über das Hormonsystem, Nahrungsergänzungsmittel und Ernährung zu informieren und probierte ein bisschen aus. Mein Zyklus pendelte sich mehr ein. Dann kam der Schock, der alles noch viel schlimmer machte: Wegen der Pandemie musste ich zurück nach Deutschland. Der ganze Plan, den ich für mein Leben hatte, war plötzlich zerstört und ich wusste nicht wie es weiter gehen soll.

Monat 31-36:  Meine Neurodermitis breitete sich aus und ich war extrem gestresst. Die meisten Ärzte, bei denen ich Hilfe suchte, haben mich nicht ernst genommen und konnten mir nicht weiterhelfen. Der einzige Vorschlag war Cortison zu cremen und die Pille wieder zu nehmen.

Aber: Ich hatte Zeit mich intensiv zu informieren über das Hormonsystem und auch über den Einfluss der Gedanken und Emotionen auf den Körper. Ich beschäftigte mich damit wie ich meine Hormone beeinflussen kann und warum meinen tief sitzenden Überzeugungen und mein Unterbewusstsein dabei auch eine Rolle spielen. Dabei habe ich mir auch Hilfe von Heilpraktikern und Coaches geholt, weil ich es alleine nicht geschafft hätte so schnell Verbesserungen zu sehen.

4. Jahr:

Monat 37-42: Ich lernte besser mit Stress umzugehen, meine Glaubenssätze zu hinterfragen und aufzulösen und merkte nach und nach was meinem Körper gut tut und was nicht.

Monat 43-48: Meine Haut wurde viel reiner und mein Zyklus regelmäßiger. Ich merke, dass ich meine Routinen brauche, um in Balance zu bleiben und habe ein viel besseres Gefühl für mich und meinen Körper. Mein Weg ist noch lange nicht vorbei und ich merke immer wieder, dass es gesunde Routinen sind, die zu alltäglichen Gewohnheiten werden, die am meisten helfen.

Fazit

Ich hätte NIEMALS gedacht, dass sich alles so lange hinzieht. Ich denke, dass die Pille meine hormonelle Entwicklung angehalten hat und ich wieder da angefangen habe, wo ich mit 14 war. Ich habe also quasi die Pubertät nochmal durchlebt, nur dass es meinem Körper nach all den Jahren viel schwerer gefallen ist sich selbst zu regulieren und ich ihn doll unterstützen musste. Natürlich gibt es auch andere Frauen, bei denen sich der Körper nach ein paar Monaten reguliert hat. Ich habe das Gefühl je früher man mit der Pille angefangen hat, desto länger dauert es bis der Zyklus sich normalisiert. Was ist deine Erfahrung??

Trotzdem bin ich total dankbar für die Reise und ich kann dich nur bestärken die Pille abzusetzen und wieder zu dir zu finden. Ich hoffe ich kann dir mit meinem Blog ein paar hilfreiche Infos geben.

Alles Liebe,

Tina